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Leo Kreutzer
Köln
Mein afrikanischer Heine.
Donnerstag, 14. Juli 2011, 16:15
„Wer sein Vaterland nicht kennt, hat keinen Maßstab für fremde Länder.“ Mit dieser Begründung lässt Goethe die 'Turmgesellschaft' ihren Zögling Wilhelm Meister zum Abschluss seiner „Lehrjahre“ auf eine Tour durch Deutschland schicken. Das „Vaterland“, als 'das Eigene', wird mit dieser Maxime jedoch nicht zu einem global einsetzbaren Bewertungs-Maßstab erklärt. Die Vertrautheit mit ihm wird vielmehr als Voraussetzung dafür gesehen, „fremde Länder“ strukturiert wahrzunehmen.
Aber es ist auch nicht unproblematisch, wenn 'das Fremde' durch 'das Eigene' dauerhaft strukturiert wird. „Auf dem Weg zu einer globalen Gesellschaft“ empfiehlt es sich, auch die umgekehrte Perpektive einzunehmen: Wer nicht fremde Länder kennt, hat keinen Maßstab für sein 'Vaterland'. Mit 'regards croisés', mit einem methodischen 'Doppeltblicken', kann verhindert werden, dass beim Vergleich zwischen 'dem Eigenen' und 'dem Fremden' die Wahrnehmung von 'Ähnlichkeiten' zur Falle wird.