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Thomas Eich
Aktuelle Entwicklungen im islamischen Recht: Zurückdrängen des islamischen Rechtspluralismus.
Freitag, 19. Februar 2010
Thomas Eich ist 1973 geboren, studierte Islamwissenschaft, Iranistik und mittelalterliche Geschichte. 2003-2007 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Orientalistik der Ruhr Universität Bochum im Rahmen des Forschungsprojektes "Bioethische Fragen im Kontext des islamischen Rechts". Seit 2007 ist er akademischer Rat a.Z. am Orientalischen Seminar der Universität Tübingen.
Das islamische Recht ist historisch von großer Meinungsvielfalt geprägt. Dies war nicht nur den Kommunikationsbedingungen der Vormoderne geschuldet sondern integraler Bestandteil des Selbstverständnisses islamischer Jurisprudenz. Seit den 1980er Jahren verändert sich diese Situation durch die Entstehung großer zwischenstaatlicher Organisationen in der islamischen Welt, denen weltweit großes Ansehen genießende Akademien islamischer Rechtsgelehrsamkeit angegliedert sind. Gestatteten sich diese Gremien anfangs in ihren Erklärungen noch Hinweise auf die Existenz unterschiedlicher Rechtsauffassungen zu einem bestimmten Thema, verschwinden solche Hinweise spätestens ab den 1990er Jahren. Die Tendenzen, die weltweite Meinungsvielfalt islamischer Rechtstradition zu begrenzen, werden an einem konkreten Beispiel aus Malaysia illustriert.